Die in einem Zirkus verortete Parabel von 1967
antizipiert den Prager Frühling und analysiert Machtpolitik:
Clown August erzählt von seinem großen Traum, einmal die weißen
Lipizzaner zu dressieren. Stattdessen sagt er „Lippizaner frisieren“
und so bringt schon dieser kleine Versprecher das Publikum zum Schmunzeln.
Das ist die pure, unergründliche Magie des Zirkus. Eigentlich ist die
Welt der Clowns die Domäne der Kinder. Dass sich in der Manege die
Kinderstube menschlicher Sehnsüchte überhaupt befindet, behauptet Pavel
Kohut in seinem Stück "August, August, August ".
Der Direktor verspricht seinem Clown Unterstützung.
Um die Lipizzaner dressieren zu können,
stellt er dem August immer neue, vermeintlich unerfüllbare Aufgaben. Er müsse
für diese Aufgabe selbst Direktor sein, dazu brauche er eine Familie usw.
Letztlich
reicht die Kraft der Fantasie aus, all diese Hürden zu nehmen. Statt
Lipizzaner schickt der Direktor am Ende hungrige Tiger in die Manege und
der Zirkus ist eine Welt ohne Clowns.
So mutmaßte Pavel Kohout, als er Dubceks
Reformbewegung unterstützte. Als diese von Sowjetpanzern eingeebnet
wurde, wusste er, dass die Realität die Fiktion überholt hatte. Kohout
stand in seiner Heimat, ähnlich wie Vaclav Havel, für die Utopie eines
Sozialismus mit menschlichem Antlitz. "Ich liebe das Leben, weil ich
darin auftreten darf", hat er einmal bemerkt. Es dürfte nicht kokett
gemeint gewesen sein.
1985:
Mehrere Aufführungen im
Amphitheater des Olympiazentrums in München.
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